Geologie & Kultur: Weinbau

Hintergrundwissen zur Tafel "Weinbau"

von Dr. Otmar Bauer

Zu: Weinbau, Klima, Boden

Bis Ende des 19.Jahrhunderts wurden die Weinberge traditionell, wie seit Jahrhunderten schon, mit Blindholz erstellt. Man steckte im Frühjahr ein Stück Rebholz mit 3 bis 4 Knospen in den Boden, das sich bewurzelte und einen Sproß bildete. Nach 3 bis 4 Jahren konnte der erste geringe Ertrag geerntet werden. Doch der aus Nordamerika eingeschleppte „Falsche Mehltau“, ein Pilz, für dessen Entwicklung feuchtwarme Witterung (Mikroklima in Bodennähe!) optimal ist, machte die Erstellung eines Weinbergs mit Blindholz nahezu unmöglich. Die Pflanzung von bereits bewurzelten Reben (Wurzelreben), die schneller aus der Gefahrenzone herauswachsen, verbesserten den Aufwuchs. Diese Wurzelreben wurden in sog. „Rebschulen“ herangezogen und an die Winzer zur Pflanzung abgegeben. Vor dem zweiten Weltkrieg gab es in fast jedem Weinbauort eine Rebschule, die die Winzer mit Pflanzgut versorgte, zumal die Reblausgesetzgebung den Pflanzgutverkehr über die Gemeindegrenzen hinaus rigoros reglementierte. Heute stellen private Rebschulen als Spezialbetriebe die benötigten Pfropfreben her und versorgen die Weinbauern mit dem Pflanzgut.

 

Flavescense dorée (Vergilbungskrankheit)

Bis vor wenigen Jahren war diese Erkrankung der Reben nur selten aufgetreten und ihr gesamtes Erscheinungsbild unter dem Begriff „Vergilbungskrankheit“ erfaßt worden.

In der letzten Zeit findet man immer häufiger, besonders im Spätsommer und in Weinbergen mit Rotweinsorten, auffallende rot-grüne Farbmuster auf den Blättern einzelner Pflanzen. Sie bilden sich aus den zunächst von Blattadern scharf begrenzten Bezirken der Blattspreite mit roten und grünen Flächen.

Bei den Weißweinsorten sind die Symptome untypischer und weniger auffällig und werden vom Laien wohl häufig nicht bemerkt. Verursacht werden sie durch Phytoplasmen - zellwandlosen Bakterien - die von Zikaden (4 bis 6 mm großen Insekten) übertragen werden können. Ein starker Befall kann zu erheblichen Stockausfällen und damit auch zu Ertragseinbußen führen.

Heute unterscheiden die Fachleute zwischen der Flavescense dorée (FD) und der Schwarzholzkrankheit. Beide werden von Phytoplasmen verursacht, von jeweils einer anderen Zikadenart übertragen und zeigen sehr ähnliche Symptome an den Reben. Bei der Schwarzholzkrankheit sind die Symptome auf Teile des Rebstocks begrenzt, während die FD systemisch die ganze Pflanze befällt. Bei FD fand man den Erreger bisher nur bei Reben, die Übertragung erfolgt also von Rebe zu Rebe. Bei der Schwarzholzkrankheit ist auch die Ackerwinde als Infektionsquelle und typische Symptome zeigende Wirtspflanze bekannt.

Die Bekämpfung der Schwarzholzkrankheit durch Insektizideinsatz gegen die Zikaden, die als Vektoren auch außerhalb der Weinberge leben, ist nicht praktikabel. Und ob das Ausschneiden der Pflanzenteile, die Symptome zeigen, wirklich zur Gesundung führt ist noch offen. - Bei der FD wirkt eine gezielte Bekämpfung der übertragenden Zikaden befallsmindernd; sie ist in den südlichen Weinbauländern (Italien, Frankreich), in denen sie erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen kann, sogar gesetzlich verordnet.

 

Zu: Weinbau morgen?

Als Weinfreund beeinflussen Sie durch ihren Wein-Einkauf auch die Zukunft der selbsvermarktenden Winzer-Betriebe mit.
Greifen Sie zu einem Typen- oder Markenwein (mit einem bestimmten [Phantasie-] Namen), der meist in Erzeugerzusammenschlüssen und Weinkellereien durch Verschnitt in größeren Mengen hergestellt wird, so können Sie einen Wein mit (fast unabhängig vom Jahrgang) ziemlich gleichbleibender Geschmacksrichtung und Qualität genießen.
Die Trauben individueller Weine stammen aus Einzellagen (einzelnen Weinbergen), werden geerntet, im Keller separat zu Wein ausgebaut und auf die Flasche gezogen. Sie zeigen, je nach Jahrgang, oft deutliche Unterschiede in Geruch, Geschmack und Qualität und offenbaren dem Liebhaber und Weinkenner sehr Vieles über ihren Standort (Boden auf dem sie gewachsen sind), die Jahreswitterung und ihre Pflege durch den Winzer als Rebe, Traube und Wein. Diese Prägung des Weines durch Standort (Boden), Lage (Hangneigung, Exposition), Jahreswitterung und Pflege (Erziehung, Laubarbeiten während der Vegetationszeit, Düngung, Pflanzenschutz, schonende Ernte und Weinausbau) wird heute als „Terroir“ bezeichnet.

 

Zu: Schädlinge & Nützlinge

Reblaus

Die Vermehrung dieses Schädlings verläuft parallel in zwei Phasen.
Die Stammmutter der Blattrebläuse ist die „Maigallenlaus“ die aus dem „Winterei“ am alten Holz des Rebstocks ausschlüpft und sich parthenogenetisch fortpflanzt. Sie ist wie alle ihre Nachkommen (die Blattrebläuse) rein weiblich. Ihr Stich in die Oberseite der jungen Blättchen zum Saugen von Pflanzensaft veranlasst die Bildung der Blattgalle, an deren Grund sie sich festsetzt und mit der Eiablage beginnt. Die geschlüpften Jungläuse wandern zur Sproßspitze, induzieren durch ihren Stich neue Gallen und legen ihre Eier ab. So entstehen zwischen Mai und Oktober bis zu 6 Generationen. Gegen Ende des Sommers wandern immer mehr Jungläuse in den Boden ab und setzen sich an den Rebwurzeln fest, wo sie überwintern.
Die Wurzelreblaus ist - wie die auf den Blättern - ebenfalls weiblich, lebt im Boden an den Wurzeln der Reben, pflanzt sich auch parthenogenetisch fort und erreicht jährlich 3 bis 6 Generationen. Ihr Stich in die Wurzel verursacht knollige Verdickungen und Verkrümmungen an deren Innenseite sie sich festsetzt. Der Entwicklungszyklus beginnt im Frühjahr, bei entsprechend erwärmtem Boden, bei den Jungläusen, die in einem frühen Larvenstadium überwintert haben, mit dem Abschluß ihrer Entwicklung und der Eiablage. Die aus den Eiern geschlüpften Läuse häuten sich viermal und starten die nächste Generation.
Im Sommer entwickeln sich einige Jungläuse anders. Sie werden zu etwa 1mm großen geflügelten „Reblausfliegen“ die den Boden verlassen und von Wind und Thermik über größere Strecken verbreitet werden können. Reblausfliegen legen am „alten Holz“ der Reben Eier unterschiedlicher Größe ab. Aus den kleineren Eiern schlüpfen männliche, aus den größeren weibliche Läuse, die sich bis zur Geschlechtsreife viermal häuten. Beide Formen haben keine Saugorgane und die weibliche Laus legt nach der Begattung das „Winterei“ an den Stamm der Rebe, das dort den Winter überdauert.
Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass auch Blattrebläuse männliche und weibliche Tiere hervorbringen können.

Die Gefahr, die dem europäischen Weinbau durch den in Frankreich erstmals 1863 in Weinbergen in der Provence nachgewiesenen Schädling drohte, beschreiben am Besten diese Zahlen: im Departement Vaucluse blieben in nur 13 Jahren bis 1876 von ursprünglich 30.000 ha Fläche noch rund 2.000 ha übrig. Und zwischen den Jahren 1870 und 1890 sank die Gesamtrebfläche in Frankreich von knapp 2,5 auf rund 1,8 Millionen Hektar.

In Deutschland ging die Ausbreitung der Reblaus (1874 erstmals gefunden, 1875! bereits erstes Gesetz: „Maßregeln gegen die Reblauskrankheit betreffend“) wohl wegen der für ihre Vermehrung nicht ganz so günstigen klimatischen Bedingungen etwas weniger dramatisch vonstatten. Doch alle Bemühungen, sie direkt zu bekämpfen (Rodung und „Entseuchung“ der befallenen Weinberge mit Schwefelkohlenstoff) und ihre Verschleppung mit Pflanzgut durch administrative und legislative Maßnahmen zu verhindern, schlugen fehl.
Die Schädigung unserer (wurzelechten) Kulturreben durch die Reblaus ist sicher nicht auf den Entzug von Nährstoffen durch ihre Saugtätigkeit an den Wurzeln zurückzuführen und Blattgallen sind eher selten zu finden. Die Schäden entstehen vielmehr durch das Eindringen von Bodenpilzen und Bakterien in die Stichstellen, die dann zur Zerstörung der Wurzeln durch Fäulnis führen.
Die heute als „Unterlagen“ für die Pfropfreben verwendeten Pflanzen sind Nachkommen nordamerikanischer Wildreben, mit denen die Reblaus eingeschleppt worden war.
Beide, Wildreben und Reblaus, leben dort seit dem Tertiär neben- und miteinander und übriggeblieben sind sicher nur die Reben, die eine genügend große Toleranz (Resistenz) gegenüber dem Schädling besaßen und besitzen.
Erste Versuche, reine Arten amerikanischer Wildreben als Unterlagen zu benutzen scheiterten daran, dass sie i.A. eine sehr geringe „ökologische Streubreite“ besitzen und damit auch nur in einzelnen, geologisch und/oder klimatisch eng definierten Weinbergen eine hinreichende Lebensdauer, ausreichenden Ertrag und Qualität lieferten.
Die heute gebräuchlichsten Unterlagen wurden von S. Teleki bereits vor dem Jahr 1900 in Villany (Ungarn) aus einer Aussaat von Rebsamen aus Frankreich ausgelesen und nach eingehender Prüfung ihrer Eigenschaften vermehrt. Die Samen stammten aus Freiblüten der kalktoleranten und wärmeliebenden Vitis berlandieri als Mutter und einer Vitis riparia (kalkempfindlich, kältefest) die, auf Grund ampelographischer Merkmale der Nachkommen, als Vater anzunehmen ist. Sie sind unter der Bezeichnung „Berlandieri X Riparia Teleki“ bekannt - und heute oft verkürzt als Selektionen unter den Namen: Kober 5 BB, 125 AA, SO4 und Geisenheim 5 C zu finden. Ihre Wurzeln werden zwar auch von der Reblaus befallen, aber sie faulen nicht ab.

 

Pfropfreben

Pfropfreben werden in Rebschulbetrieben aus „Unterlage“ und „Edelreis“ hergestellt. Die Unterlage, der reblaustolerante Teil der Pfropfrebe, kommt aus „Rebmuttergärten“, in denen das Holz für die Veredlung vermehrt wird; das Edelreis, der später traubentragende Teil, aus selektionierten Ertragsweinbergen, die zur Edelreisgewinnung zertifiziert sind. Auf die etwa 30 cm lange Unterlage wird (auf das Blindholz während der Winterruhe) heute überwiegend maschinell mit dem sog. Omega-Schnitt, ein ca. 5 cm langes Sproßstück mit einer Knospe (das Edelreis) „aufgepfropft“. Ein Paraffinüberzug schützt die Pfropfstelle vor Austrocknung. Die fertigen Pfropfungen werden in Kisten mit feuchtem Torf gepackt, ab Mitte April zuerst bei ca. 30 °C, dann bei 25 bis 20 °C bis zur Verwachsung der Veredlungsstelle vorgetrieben. Nach einer Abhärtungszeit werden sie ab Mitte Mai (nach den Eisheiligen) im Freiland in die „Rebschule“ eingeschult, im Spätherbst ausgeschult, sortiert und zur Pflanzung im Weinberg

 

Zu: Rebenzüchtung

Schon seit Alters her wurde bei den Reben „Züchtung“ betrieben indem die besten Pflanzen zur Vermehrung ausgelesen wurden. Diese Form der Auslese nannte man positive Massenauslese. Geht man auf eine Einzelpflanze zurück und erzeugte nur von ihr vegetative Nachkommen durch Ableger (Stecklinge) so spricht man von Klonenselektion oder Klonenzüchtiung. Bei diesen Arten zu züchten bleibt die Sorte in (fast) allen ihren Eigenschaften erhalten, lediglich einige Leistungsmerkmale (z.B. Ertrag, Ertragssicherheit) ändern sich.
Bei der Kreuzungszüchtung versucht man Eigenschaften, die in verschiedenen Sorten zu finden sind (z.B. Frühreife, Kalkverträglichkeit, Blütefestigkeit, Frostfestigkeit u. a.) zu kombinieren und in einer neuen Sorte zu vereinigen. Hierbei wird eine Sorte als Muttersorte ausgewählt und mit dem Pollen (Blütenstaub) der Vatersorte mit den gewünschten Eigenschaften bestäubt. Zuvor müssen an den Einzelblütchen der Muttersorte die Staubgefäße mit einer Pinzette entfernt werden um eine Selbstbestäubung der zwittrigen Blüten zu verhindern. Nach der Ernte der Samen, der Aussaat, der Aufzucht und Auspflanzung, versucht der Züchter in den Sämlingsfeldern (in denen jede Pflanze eine von den anderen unterscheidbare, potentiell neue Sorte ist) die gewünschten Nachkommen zu finden. Nach langjähriger Prüfung beim Züchter, nach Durchlaufen der nötigen Anbaueignungsversuche und der „Klassifizierung“ darf die neue Sorte angepflanzt werden.
Für die Keltertraubensorten stehen dabei die Leistungsmerkmale Qualität (Reifezeitpunkt, Mostgewicht, Säure), Ertrag (abhängig von: Holzreife und Winterfrostfestigkeit, Spätfrostgefährdung durch frühen Austrieb, Verrieselungsneigung bei ungünstiger Witterung zur Blütezeit, Traubenzahl je Sproß, Beerenzahl/Traube und Beerengröße) ggf. Pilzresistenz und die Eigenschaften des Weines im Vordergrund.
Bei den Unterlagssorten sind es: Reblaustoleranz, Bodenanpassung, Kalkverträglichkeit, Holzreife, Veredlungsfähigkeit, Anwuchs und Beeinflussung der aufgepfropften Edelsorte neben weiteren Merkmalen, die geprüft werden.

Die allermeisten Arten der Wildreben sind „zweihäusig“, d.h. es gibt weibliche Pflanzen, deren Blüten nur einen funktionsfähigen Fruchtknoten und sterile Staubbeutel ausbilden, und männliche Pflanzen der gleichen Art mit normalem, befruchtungsfähigem Pollen und einem rudimentären Fruchtknoten.

Unsere Kultursorten besitzen zwittrige Blüten, d.h. in einer Einzelblüte finden wir einen normalen Fruchtknoten (der sich zur Beere entwickelt) und die Staubgefäße mit den Pollen, durch die eine Bestäubung oft schon beim Aufblühen (=Abwerfen des „Käppchens“ [das aus den an ihrer Spitze verwachsenen Blütenblättern gebildet wird]) erfolgt.

Lit.: H.D.Mohr. Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe; Ulmer, Stuttgart, 2005

 

Geologie & Kultur: Weinbau- Inhalt der Tafel 1

Weinbau, Klima, Boden

Seit 772 ist Weinbau in Weinheim urkundlich belegt. - Heute werden ca. 220 ha im Voll- oder Nebenerwerb bewirtschaftet. Weinlagen sind:
Kirchenstück, Kapellenberg, Mandelberg, Hölle und Heiliger Blutberg. In den letzten 100 Jahren erfuhr der Weinbau drastische Umstellungen.
Von ehemals reiner Handarbeit blieb nur der Rebschnitt im Winter (erleichtert durch pneumatische oder elektrische Rebschere), das Binden der Ruten an den Draht und ein Teil der „Heft“- oder „Laub“-arbeiten. Bodenvorbereitung (Rigolen mit Pflug), Pflanzung (Pflanzmaschine), Bodenbearbeitung, Unkrautbekämpfung (Grubber, Fräse, Mulcher), Pflanzenschutz (Spritzgeräte am Schmalspurschlepper) und die Lese (Traubenvollernter) sind weitestgehend mechanisiert. Ermöglicht durch „Drahtrahmen“ an Stelle der früheren „Pfahlerziehung“ und teils erzwungen durch eingeschleppte Pilzkrankheiten, die Rebschutz unumgänglich machen. Zugleich kam es zum Übergang vom „gemischten Satz“ (viele Sorten in einem Weinberg!) zum „sortenreinen Anbau“.

 

Weinbau gestern

(Titel zu Bildern)
• Pflanzung mit Pflanzschwert
• Einzelpfahlerziehung
• Traubenernte in Handarbeit mit Bütte

Weinbau heute

(Titel zu Bildern)
• Pflanzung mit der Pflanzmaschine
• Drahtrahmen
• Traubenvollernter im Einsatz

Weinbau morgen?

Groß- oder Familienbetriebe? Typenweine oder individuelle, terroirgeprägte Weine? Einkauf im Supermarkt oder im Weingut? Abwechslungsreiche
Lagen oder monotone Weinbergsflächen?

 

Klima

Ca. 1.600 Sonnenscheinstunden, um 500 mm Jahresniederschlag, 190 bis 210 frostfreie Tage, milde Winter und warme Sommer begünstigen den Weinbau. Kleinklimatisch bietet die „Weinheimer Bucht“ mit den meist nach Süden geneigten Hängen ausgesprochen gute Bedingungen, da West-, Nord- und Ostwinde weitgehend abgehalten werden.

Boden

Die Böden (überwiegend Braunerden) bildeten sich aus den Gesteinen des Rotliegend und den Sedimenten des Tertiär. Sie enthalten relativ wenig Kalk, tragen stellenweise eine dünne Auflage von ebenfalls gering kalkhaltigem Löß und sind daher für alle Rebsorten geeignet.

Rebsorten

Rund 85 % der Rebfläche sind mit 7 Weißwein- (Riesling, Müller-Thurgau, Silvaner, Kerner, Scheurebe, Huxelrebe, Grauburgunder) und 4 Rotweinsorten (Dornfelder, Portugieser, Spätburgunder und der teilweise pilztoleranten Sorte Regent) bestockt. Weitere 15 weiße und 9 rote Rebsorten bereichern die Weinpalette.

 

Geologie & Kultur: Weinbau- Inhalt der Tafel 2

von Dr. Otmar Bauer

Schäden durch Pilze, Bakterien & Viren

Zwei aus Nordamerika eingeschleppte Pilzkrankheiten befallen oft frühzeitig Blätter und Trauben der anfälligen Kulturreben und erfordern vorbeugenden Pflanzenschutz zur Vermeidung erheblicher Ertrags- und Qualitätseinbußen.

 

Peronospora

Der „Falsche Mehltau“, die Peronospora, um 1878 eingeschleppt, dringt über die Spaltöffnungen in Blätter und Beeren ein und zerstört das Gewebe. An den Blättern, gelblich durchscheinend, die „Ölflecken“; daraus sprossen blattunterseits als weißer Pilzrasen die „Sporenträger“. Befallene Beeren trocknen ein, werden bläulich-braune „Lederbeeren“. Bei starkem Befall kann die gesamte Blattmasse vernichtet werden und abfallen („Blattfallkrankheit“).
Bekämpfung: kupferhaltige Spritzmittel (klassisch:„Kupferkalk-Brühe“) oder organische Fungizide („Weißspritzmittel“).
Die Resistenzzüchtung versucht seit den 1930er Jahren durch Einkreuzung von resistenten Wildreben die Anfälligkeit gegen diese Pilzkrankheit zu verringern.
Ziel: weniger Pflanzenschutz und Erhaltung der Weinqualität der Kulturreben.
Heute sind erste zumindest teilweise peronosporatolerante neue Rebsorten (z.B. Rondo, Rheinfelder, Merzling) klassifiziert, für den Anbau freigegeben und stehen in Konkurrenz zu klassischen Sorten.

 

Oidium

Beim „Echten Mehltau“, dem Oidium, gibt es viele Rassen, die - sehr spezialisiert - oft nur eine einzige Kultur- oder Wild-Pflanzenart befallen können (z.B. Apfel, Eiche, Gerste, Rebe, Rose u.a.). Der Pilz parasitiert auf der äußersten Zellschicht, Früchte und Blätter sind wie mit Mehl bestäubt! – Der Rebenmehltau, vor 1845 im Weinbau der „Alten Welt“ (Europa) unbekannt, befällt und schädigt nur Reben. Wein aus „Oidiumtrauben“ hat oft einen „Fehlgeschmack“, den sog. „Grauton“.
Bekämpfung: Schwefelpräparate oder moderne organische Fungizide.

 

Botrytis

Der Grauschimmel („Botrytis“) befällt viele Wild- und Kulturpflanzen. Er schädigt bei frühem Befall die Blütenstände und junge Trauben und führt an unreifen Beeren zur Sauerfäule. Bei fortgeschrittener Traubenreife erhöht er die Mostgewichte durch „Rosinenbildung“ (früher „Edelfäule“ genannt).
Ein dezenter „Botrytiston“ in hochwertigen Weinen (Beerenauslesen, Eisweinen) gilt als positiv.

Weitere Pilzkrankheiten

Bekämpfung:
Bei Oidium und Peronospora-Behandlung meist mit erfasst

 

Bakterien


Ursache:
sog. „Phytoplasmen“ = Bakterien ohne feste Zellwand. Übertragung durch Zikaden

Bekämpfung:
Durch phytosanitäre Maßnahmen (Selektion!)

 

Viren

Bekämpfung:
Ausschließlich durch phytosanitäre Maßnahmen (Selektion!)

 

Geologie & Kultur: Weinbau- Inhalt der Tafel 3

von Dr. Otmar Bauer

Schädlinge & Nützlinge

Reblaus

Die Reblaus wurde mit Pflanzen und Rebholz aus Nordamerika eingeschleppt. 1863 erstmals in England, 1868 in Frankreich und 1874 in Deutschland gefunden, brachte sie fast das Aus des eurpäischen Weinbaus.
Bei Befall von amerikanischen Wild- und Unterlags-Reben bilden sich an den Blättern „Gallen“, an den Wurzeln Verdickungen. Bei unseren Kulturreben findet man kaum Blattgallen, befallene Wurzeln sterben durch Fäulnis ab!
Die Pflanzung von „Pfropfreben“ (=reblaus-anfälliges Edelreis gepfropft auf -tolerante Unterlage) ermöglicht heute Weinbau trotz Reblausbefall. Es ist eine biologische Bekämpfung eines gefährlichen Rebschädlings!

Kleinschmetterlinge

Die Raupen der Traubenwickler (zwei Arten von Klein-schmetterlingen) fressen an den Blütenständen („Heuwurm“) und an den jungen Beeren („Sauerwurm“), die danach durch Pilz- und Bakterienbefall weiter geschädigt („sauerfaul“) werden.

Bekämpfung des Traubenwicklers:
Früher mit Insektiziden, heute meist mit arteigenen Sexuallockstoffen (Pheromonen). Die über Wochen aus den Kapseln abgegebenen Pheromone bilden eine „Duftwolke“, die das Auffinden der weiblichen Falter durch die Männchen verhindert. Somit erfolgt keine Begattung,
keine befruchteten Eier, keine Raupen.

Die Raupen des Springwurmwicklers nagen die Knospen beim Austrieb aus, später spinnen sie Triebe, Blätter und Gescheine (Blütenstände) ein und benagen sie.
Bekämpfung:
Bei Überschreiten der „Schadschwelle“ mit Insektiziden.

Weitere Insekten

Bekämpfung: Meist nicht erforderlich

 

Schild- und Schmierlaus

Bekämpfung: Meist nicht erforderlich

Milben

Bekämpfung:
Bei Spritzfolge mit „raubmilben-schonenden“ Spritzmitteln meist nicht erforderlich!

Nützlinge im Weinbau

Verschiedene räuberische Insekten (Laufkäfer, Florfliegen) dezimieren Rebschädlinge wie Larven des Dickmaulrüsslers, Raupen des Rhombenspanners u.a. Faltern. Raubmilben mindern besonders den Befall durch die Obstbaum- und Bohnenspinnmilben.
Daneben parasitieren Wespenarten (Schlupf-, Brack-, Erzwespen) und Raupenfliegen besonders die Raupen und Puppen von schädigenden Kleinschmetterlingen (Heu- und Sauerwurm, Springwurm u.a.).