Weitere Tierarten in der Gemarkung Alzey-Weinheim
von Wilfried Hasselbach
Greifvögel
In den Weinbergbereichen sieht man auffallend oft größere Greifvögel auf den Weinbergpfählen sitzen. Es handelt sich um Mäusebussarde, die von diesen Sitzwarten aus nach ihrer Beute, fast ausschließlich Feldmäusen, Ausschau halten. Auch den etwas kleineren Turmfalken kann man in der Weinheimer Gemarkung noch öfter sehen. Er ist leicht kenntlich, wenn er rüttelnd auf der Stelle fliegt und nach seiner Beute Ausschau hält. Auch diese Art frisst überwiegend Feldmäuse. Beide Arten brüten auch in der Weinheimer Gemarkung. Habicht und Rotmilan sind zwar auch hin und wieder in der Gemarkung Weinheim zu beobachten. Sie sind aber viel seltener und brüten auch nicht hier.
Eulen
Zwei Eulenarten brüten ebenfalls in Weinheim. Der Steinkauz ist eine der kleinsten einheimischen Eulen, er ernährt sich von Mäusen und größeren Insekten. Wegen seines Rufes „Kiwitt“ wurde er früher auch als Totenvogel bezeichnet, denn der Ruf wurde als „Komm mit“ gedeutet.
Eine weitere Eulenart brütet ebenfalls in Weinheim. Es handelt sich um die Waldohreule. Sie wird besonders auffällig, wenn sie in kalten Wintern im Siedlungsbereich sogenannte Schlafgesellschaften bildet, die meist zwischen 5 bis 20 Tiere umfassen. Sobald die Witterung wieder milder wird, verteilen sie sich wieder in der Gemarkung und brüten dann meist in verlassenen Nestern der Elster.
Schlingnatter
Am Sibyllenstein hat eine der wenigen einheimischen Schlangenarten zusagenden Lebensraum gefunden. Es handelt sich um die Glatt- oder Schlingnatter, die bevorzugt in Bereichen mit Weinbergklima zusagenden Lebensraum findet. Die Schlingnatter ist nicht giftig, wenn sie in die Enge getrieben wird, ist sie aber sehr angriffslustig.
Seltene Heuschreckenarten
Zwei seltene Vertreter aus der Gruppe der Heuschrecken haben in Weinheim ebenfalls zusagenden Lebensraum gefunden. Die westliche Steppensattelschrecke wird dabei in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten geführt. Sie erreicht in Rheinland-Pfalz ihre nördliche Verbreitungsgrenze. Der zweite Vertreter ist die blaue Ödlandschrecke. Sie lebt bevorzugt in Bereichen mit niedriger Vegetation. Wenn sie in der Vegetation sitzt ist sie gut getarnt und kaum erkennbar. Erst wenn sie bei Störungen auffliegt, zeigt sie ihre auffälligen blauen Hinterflügel.
Die Streuobstwiese am Sybillenstein
von Erika Faubel
Auzug aus der Abschlussarbeit zum Naturpädagogen Rheinhessen "Streuobstwiesen und ihre ökologische Bedeutung" 2012/2013
Bei dieser Art von Streuobstwiese spricht der Fachversierte von einer Weinbergsbrache. Es handelt es sich um ein ehemaliges Weinbaugebiet, das sich früher im Besitz von Herrn Adolf Seubert befand. Dieser vermachte den Sybillenstein der Stadt Alzey. Der Weinbau wurde, da die Hänge sehr steil waren, in Terrassenanbau betrieben. Heute noch befinden sich zahlreiche Trockenmauern am Sybillenstein. Gebaut wurden die Mauern aus Flonheimer Sandstein, einer regionaltypischen Gesteinsart. Die Besonderheit der Trockenmauern am Sybillenstein ist, dass es sich um außergewöhnlich lange und im Schnitt teilweise über zwei Meter hohe Mauern handelt. Dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass die Mauern im Zuge der Vergrößerung der Flächen nicht abgerissen wurden. So ergibt sich am Sybillensein eine besondere Situation.
Wir haben auf der einen Seite eine lange Trockenmauer auf der anderen Seite eine Fläche von 0,5000 Hektar die als Streuobstwiese genutzt werden wird.
Diese Flächen zeichnen sich durch hohe Wärmegunst aus. Die zum Teil 140 Jahre alten Trockenmauern zwischen den einzelnen Terrassen beherbergen eine seltene Flora und Fauna, vor allem auch die Zauneidechse.
In einer Kooperation zwischen der Stadt Alzey, Holger Hellwig (Eigentümer der heute dort weidenden Ziegen u. Schafe ), dem Verein „Pro Weinheim“ und dem NABU Alzey wurden im Jahr 2005 mit vorbereitenden Maßnahmen begonnen. Anfang April 2006 wurde von „Pro Weinheim„ im westlichen Teil des Geländes die ersten Bäume für die Streuobstwiese gepflanzt und das Gelände eingezäunt.
Seit 2007 wir die Fläche von Thüringer Waldziegen beweidet. Heute sind dort Mauerbienen, Zauneidechsen und Schlingnattern beheimatet. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde die Westliche Steppen-Sattelschrecke auf dem Gelände entdeckt. Seltene Orchideen Arten zeigen sich auf der gegenüberliegenden Seite der Streuobstwiese im dichten Gestrüpp von Heckenrosen.
Die Streuobstwiese im Jahreskreis
Frühling:
Die Natur erwacht. Die Bäume treiben, blühen und setzten Blätter an. Die ersten Frühlings-Kräuter sind zu sehen.
Die Zauneidechse erwacht aus ihrer Winterruhe. Wenn man Glück hat, finden man ihr abgesteiftes Schuppen Kleid oder man sie bei der Paarung beobachten. Nistkästen werden aufgehängt.
Sommer:
Eine Fülle an Kräutern und Blumen, einige davon seltene Arten, sind in den Trockenmauern und auf der Streuobstwiese zu finden. Die Bäume haben Früchte angesetzt. Nager und Insekten sind aktiv und können beobachtet werden. Ein zusätzlich aufgestelltes Insektenhotel erweitert den Lebensraum.
Herbst:
Das Obst ist reif. Blätterhaufen schaffen Unterkunft für Igel und Nager.
Winter:
Im Winter können jagende Greifvögel auf der Wiese beobachtet werden. Bei trockenem, frostfreiem Wetter werden die Obstbäume geschnitten.