Geologie & Erdgeschichte: Tektonik

Was ist Tektonik?

von Dr. Winfried Kuhn

Tektonik ist die Wissenschaft vom Aufbau der Erde und von Bewegungen in der Erdkruste. Dazu gehören großräumige Phänomene wie beispielsweise die Plattentektonik mit der Drift der Kontinente und daraus resultierend die Entstehung oder Schließung von Ozeanen, die Entstehung von Gebirgen bis hin zur Umwandlung von Gesteinen (Metamorphose).

Auswirkungen geringeren Ausmaßes sind Verformungen in Gesteinen, wie beispielsweise Verbiegungen, Faltungen, Brüche und Verstellung wie z.B. Kippung von Gesteinspaketen. Die kurzzeitige Lösung von Spannungen im Gestein hat häufig Erdbeben zur Folge.

Zur Bruchtektonik gehört beispielsweise die Bildung von Gräben und Horsten.
Gräben entstehen in Dehnungszonen, wenn Bruchschollen sich entlang von tiefreichenden Brüchen gegenüber ihrer Umgebung absenken.
Horste hingegen bilden sich, wenn Bruchschollen sich entlang von tiefreichenden Rissen gegenüber ihrer Umgebung herausheben bzw. die Umgebung im Verhältnis zu diesen Bruchschollen abgesenkt wird.
Faltentektonik tritt vielfach bei seitlicher Einengung auf. Werden Gesteinsabfolgen infolge von Einengung plastisch verformt und gefaltet (Modell zusammengeschobenes Tischtuch), so spricht man bei den eingetieften Bereichen von Mulden, bei nach oben gebogenen Partien von Sätteln.

Geologie & Erdgeschichte: Tektonik - Inhalt der Tafel

von Dr. Winfried Kuhn

Bewegungen des Untergrundes

Wir stehen hier auf dem vulkanischen Gestein Andesit (eine ältere Bezeichnung ist Melaphyr) aus dem Erdzeitalter Rotliegend,ca. 290 Millionen Jahre vor heute.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Selztales stehen vorwiegend Kalksteine aus der Tertiärzeit an, die etwa 23 Millionen Jahre alt sind.
Eine Bohrung würde dort die Gesteine des Rotliegend-Zeitalters erst in etwa 160 m Tiefe antreffen. Daraus lässt sich ableiten, dass sich unser Standort gegenüber der anderen Hangseite entlang einer Bruchlinie (Störung), welcher die Selz folgt, angehoben hat. Geologen spr echenbei einem Gebiet, welches gegenüber seiner Umgebung entlang tiefreichender Störungen herausgehoben wurde, von einem Horst.
Der sogenannte Alzey-Niersteiner Horst erstreckt sich unter einer Bedeckung aus tertiärzeitlichen Gesteinen quer durch das Mainzer Becken bis zum Rhein, wo er als der Rote Hang zwischen Nierstein und Nackenheim wieder zu Tage tritt. Bereits vor 30 Millionen Jahren war der Alzeyer Teil ein Hochgebiet, welches an der Meeresküste des Mainzer Beckens eine Halbinsel bildete.