Abhängigkeiten

von Dr. Winfried Kuhn

Die Geologie beeinflusst nahezu unsere gesamte Umwelt.
Das charakteristische Aussehen einer Landschaft wird geprägt von der Geologie, weil sich die geologischen Verhältnisse des Untergrundes bis an der Erdoberfläche durchpausen und somit die Landschaft gestalten. In gleichem Maß hängt der Wasserhaushalt einer Region von der Lagerung und der Struktur der Gesteine ab und wird somit ebenfalls von der Geologie gesteuert. Quellen, Bäche und Flüsse formen ihrerseits das Landschaftsbild durch Abtragung von Gesteinen und deren Transport, aber auch durch die Ablagerung von Sedimenten wie Kies, Sand, Schluff und Ton.

Auch Klima und Wetter einer Region werden von der Geologie beeinflusst. Gebirgsbildungen haben Auswirkungen auf Luft-Strömungen in der Atmosphäre, in ähnlicher Weise wie die Drift der Kontinente auf Meeresströmungen, beispielsweise auf den Golfstrom. Nicht nur in den Alpen, sondern auch in Rheinhessen kann ein von der Geologie verursachter Föhn-Effekt für höhere Temperaturen und geringere Niederschläge als in der weiteren Umgebung verantwortlich sein.

Vom Gestein und seiner Wasserführung sind die Pflanzen einer Region abhängig und von denen wiederum die Tiere, welche sich von den Pflanzen ernähren. Was für die Pflanzen und Tiere einer Region gilt, trifft in gleichem Maß auch auf den Menschen zu. Dem entsprechend kann sogar die Ess- und die Trinkkultur beeinflusst sein von der Geologie (Thema Terroir).

Die Attraktivität einer Landschaft übt einen Reiz auf den Menschen aus, sich in der Region niederzulassen. In früheren Zeiten waren die Lebensumstände wie Wasserverfügbarkeit, Fruchtbarkeit des Bodens, Klima, Schutz vor Umweltkatastrophen, aber auch Schutz vor Feinden wesentliche Kriterien für einen Siedlungsplatz. In einigen Teilen gelten diese Aspekte immer noch in der Gegenwart.

Auf diese Weise beeinflusst die Geologie auch die regionale Kultur. Je nach Verfügbarkeit der mineralischen Rohstoffe (z. B. Sandsteine, Kalksteine, Vulkanite, Lößlehm oder Tone) prägt die Geologie ganz wesentlich das unverwechselbare Aussehen der Dörfer einer Gegend. Ebenso beeinflusst die Verfügbarkeit von Rohstoffen die regionale Architektur bestimmter kunstgeschichtlicher Epochen, wie beispielsweise die Backsteingotik in Norddeutschland.

Gedanken abgewandelt nach Ithell Colquhoun (1957): The Living Stones of Cornwall.

 

weinheimense-Route Start - Inhalt der Tafel

Wir laden Sie ein zu einem Spaziergang durch die Weinheimer Bucht.
Sie können die wechselvolle Erdgeschichte der Region und die Zusammenhänge zwischen der Geologie und der Biologie, dem Wein und sogar der Geschichte Weinheims erkunden. Info-Stationen (s. Karte) veranschaulichen die Abhängigkeiten der Tier- und Pfl anzenwelt, des Weins und der Kultur des Dorfes von den Gesteinen des Untergrundes. Mehrere Aussichtspunkte geben den Blick frei auf die von der Geologie geprägte Schönheit der Landschaft. Überall, wo Sie in der Gemarkung auf den Wegweiser treffen, können Sie in den etwa 10 km langen Rundweg „einsteigen“, oder ihn je nach Belieben wieder verlassen, da die einzelnen Stationen in sich geschlossene Themen darstellen.
Natürlich können Sie den Rundweg auch am Stück erwandern. An verschiedenen Stellen finden Sie Möglichkeiten für eine Rast.
Haben wir Ihr Interesse geweckt?
Dann wünschen wir Ihnen viel Spaß auf Ihrer Entdeckungsreise!

Warum "Weinheimense"?

Der Name der Route leitet sich ab von der Meeresschnecke Cerithium weinheimense (WENZ 1932), die vor rund 30 Millionen Jahren nur an der Küste der Weinheimer Bucht gelebt hat. Nirgendwo sonst in den Küstensanden des Mainzer Beckens wurden diese Versteinerungen gefunden.
Das Fossil ist das Logo des Rundweges und gleichzeitig Ihr Wegweiser für unterweg.

 

Die weinheimense-Route
wurde erarbeitet durch:


Idee und Konzept: Dr. Winfried Kuhn
Texte und Bilder: Dr. Otmar Bauer (Wein), Wolfgang Born (Wein), Gerhard Hannemann (Wein)
Wilfried Hasselbach (Zoologie)
Dr. Winfried Kuhn (Geologie)
Hans Lösch (Botanik, Lohwald)
Georg Stappert (Geschichte von Weinheim, Lohwald)
Koordination: Gerd Fluhr, Andreas Mühl
Kommunikationsdesign und Bilder: Jens Hedtke (www.weinauswasser.de)