Geologie & Erdgeschichte: Tektonik

Rotliegend

von Dr. Winfried Kuhn

Rotliegend ist ein Zeitabschnitt in der Erdgeschichte. Rotliegend ist der ältere Teil des Perm. Der jüngere Teil wird als Zechstein bezeichnet. Das Perm umfasst den Zeitraum von etwa 300 Millionen Jahren bis rund 250 Millionen Jahren und ist die jüngste Epoche des Erdaltertums.

Es gibt kein Gestein, welches die Bezeichnung Rotliegend hat. Spricht man von Rotliegend-Gesteinen, bedeutet dies lediglich, dass es sich um Gesteine handelt, welche in diesem Zeitalter entstanden sind. Außerdem müssen diese Gesteinen nicht zwingend rot sein, sondern können in unserer Region beispielsweise auch hellbraun-beige oder auch dunkelgraue bis schwarze Färbung aufweisen.
Die Bezeichnung Rotliegend stammt ursprünglich aus der Bergmannssprache. In Sachsen-Anhalt wurde früher in der Umgebung von Mansfeld der sogenannte Kupferschiefer unter Tage abgebaut. Der Bergmann nennt das Gestein oberhalb des Flözes und die Decke des Stollens das Hangende und das Gestein unterhalb des Flözes, der “Boden“, auf dem er sich bewegt, das Liegende. War das Kupferschiefer-Flöz an einer Stelle abgebaut, traf er darunter auf eine rote Schicht „tauben“ Gesteins, die er als das rote Liegende bezeichnete. Daraus entstand die Bezeichnung Rotliegend.

Im Erdzeitalter des Perm waren alle Kontinente der Erde zu einen einzigen riesigen Superkontinent verschmolzen, umgeben von einem weltumspannenden Ozean. Dieser Superkontinent hat den Namen Pangaea. Unsere Region lag damals, vor 290 Millionen Jahren, etwa im Bereich der heutigen Sahara. Dem entsprechend herrschte besonders im späteren Rotliegend- und im Zechstein- Zeitalter ein Wüstenklima, vergleichbar mit den Verhältnissen im Death Valley in Nordamerika.

Die in der Umgebung von Weinheim anstehenden Rotliegend-Gesteine sind die östlichen Ausläufer des Pfälzer Berglandes, oder, geologisch ausgedrückt, des Saar-Nahe-Beckens. Östlich der Linie Alzey-Bad Kreuznach tauchen sie unter die tertiären Gesteine des Mainzer Beckens ab. Bei Alzey ragt ein Sporn aus Rotliegend-Gesteinen in die Sedimente aus dem Tertiär und Quartär des Mainzer Beckens. Am Rhein zwischen Nierstein und Nackenheim treten Rotliegend-Sedimente wieder zu Tage und bilden dort den Roten Hang.

Geologie & Erdgeschichte: Gesteine - Inhalt der Tafel

von Dr. Winfried Kuhn

Gesteine der Rotliegend-Zeit

Die Hänge der Weinheimer Bucht bestehen aus Gesteinen, welche im Erdzeitalter des Rotliegend (Unter-Perm) vor rund 290 Millionen Jahren entstanden sind.
In tieferen Hanglagen werden sie stellenweise von Küstensanden aus der Tertiär-Zeit oder von eiszeitlichem Löss überlagert. Die Gesteine der Rotliegend-Zeit setzen sich im wesentlichen aus Sand-, Schluff- und Tonsteinen zusammen, in denen basaltähnliche Vulkanitgesteine (Andesite) und verkieselte vulkanische Aschentuffe zwischenlagern.

Wüstenablagerungen

In der Rotliegend-Zeit (Unter-Perm) wechselte das Klima vom feucht-heißen Regenwald-Klima der Karbon-Zeit (ca. 360 - 300 Millionen Jahre) zu trockenheißem Wüstenklima der Zechstein-Zeit (Ober-Perm, 275 – 250 Millionen Jahre). Sturzfluten episodischer Unwetter rissen verwitterten Gesteinsschutt von höher gelegenen Gebieten mit sich und lagerten ihn in Seen ab, die sich in den Senken bildeten. Durch den Druck späterer, überlagernder Gesteine entstanden aus den lockeren Sanden, Schluffen und Tonen entsprechend feste Sand-, Schluff- und Tonsteine. Viele der älteren Gebäude in Weinheim bestehen aus Sandsteinen der Rotliegend-Zeit. Die meist hellbraunen, teilweise gebänderten Sandsteine sind auch unter der Bezeichnung „Flonheimer Sandstein“ bekannt.

Glühendes Gestein

Zeitweise ereigneten sich Vulkanausbrüche entlang von tiefreichenden Spalten, in deren Verlauf Vulkanaschen in die Luft geschleudert wurden und glühende, teilweise gasreiche Laven ausflossen. Nach der Erstarrung der Laven blieben häufig Gasblasen als Hohlräume im Gestein erhalten, in denen sich später Achate und Mineraldrusen bilden konnten. Der dunkelgraue basaltähnliche Andesit war früher unter der Bezeichnung Melaphyr bekannt. Die staubfeinen Vulkanaschen verkieselten zu einem harten, sehr feinkörnigen Festgestein.